» Zitate in meiner Arbeit sind wie Räuber am Weg, die bewaffnet hervorbrechen und dem Müßiggänger die Überzeugung abnehmen.«
Walter Benjamin Einbahnstraße
» ... die Welt der Kunst & Fantasie ist die wahre, the rest is a nightmare.«
(Arno Schmidt)
» Die neue Krisenphase dürfte .. eher durch den orwellschen Kampf autoritärer oder faschistischer Regime um Ressourcen geprägt sein als durch eine Neuauflage des "Kalten Krieges". ... Das schon immer gegebene Moment des Faschismus als Herrschaft der Rackets, also konkurrierender Beutegemeinschaften, ... wird in der gegenwärtigen Systemkrise dominant. ... Ohne emanzipatorische Überwindung des Kapitals in seinem fetischistischen Blindflug in die Weltzerstörung hat die Krise ihren letzten Fluchtpunkt in der Panik, in der durch eskalierende Krisenkonkurrenz ausgelösten Kappung aller libidinösen Bindungen zwischen den Gesellschaftsmitgliedern, als deren Vorschein der individuelle Amoklauf bereits regelmäßig auftritt. ... Konkret [ist es] die sich immer deutlicher abzeichnende Unbewohnbarkeit weiter Teile des globalen Südens, die allen, selbst den brutalsten, offen terroristischen Formen der Krisenverwaltung objektive Grenzen setzt. Dies würde den Übergang in den blanken Zivilisationszusammenbruch markieren.« (Tomasz Konicz: Eine neue Krisenqualität, konicz.info 24. Mai 2022)
» Warum kauft ihr Fleisch und Pullover und atmet rund um die Uhr, wenn ihr nicht blitzen und schimmern wollt?« (Brigitte Kronauer: Rita Münster)
» Nur wer vermöchte, in der blinden somatischen Lust, die keine Intention hat und die letzte stillt, die Utopie zu bestimmen, wäre einer Idee der Wahrheit fähig, die standhielte.« (Theodor W. Adorno: Minima Moralia)
» Den Wahn erkennt natürlich niemals, wer ihn selbst noch teilt.« (Sigmund Freud)
» Judy: I can't see! Howard: There's nothing to see really, we're inside a Chinese dragon.« (What's Up, Doc?)
» SPIEGEL: Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung ... / ADORNO: Mir nicht.« (Der Spiegel, 5. Mai 1969)
» Die größte Gefahr der Moderne geht nicht von der Anziehungskraft nationalistischer und rassistischer Ideologien aus, sondern dem Verlust der Wirklichkeit. Wenn der Widerstand durch Wirklichkeit fehlt, dann ist prinzipiell alles möglich.« (Hannah Arendt)
» CLOV [locking] Grey. [Lowering the telescope, turning towarts Hamm, louder.] Grey! [Pause. Still louder.] GRREY! [Pause. He gets down, approaches Hamm from behind, whispers in his ear.] / HAMM [starting] Grey! Did I hear you say grey? / CLOV Light black. From pole to pole. / HAMM You exaggerate.« (Samuel Beckett: Endgame)
» Der Nachdruck des Gewölks ist gegeben.« (Sven Plöger, Meteorologe und Fernsehmoderator, Tagesthemen 2. November 2022)
» Die "Klimakatastrophe" ist .. die abstrakteste Form der Untergangsphantasie .... [Es] gilt hier Benjamins Diktum, dass es so weitergehe, sei die Katastrophe: jedenfalls für viele Mittelschichtsjugendliche Westeuropas, die die eigenen mauen Lebensaussichten in die Welt und aufs Klima projizieren und sich gegen die Erwachsenen zusammenschließen, denen sie die Schuld an der Kläglichkeit ihrer Zukunftsaussichten geben. Der Hype um Greta Thunberg und den von ihr inszenierten Klima-Schulstreik gibt dieser diffusen Angst eine Richtung. ... Die eigenen Mordgelüste werden im wahrsten Sinne des Wortes in die Luft projiziert, deren Opfer man wird und gegen die man sich mit allen Mitteln zur Wehr setzen kann; ... Dass es sich dabei um die Unfähigkeit handelt, persekutorische Schuld in depressive zu verwandeln und derart zu überwinden, hat die Psychoanalytikerin Janine Chasseguet-Smirgel ... festgestellt und gemeint, dass diese ... katastrophische Denk- und Fühlform verhindere, über die wirklichen Gefahren nachzudenken. ... Die Schönheit und Bitterkeit der unmittelbaren Auseinandersetzung mit der äußeren Natur ist der Aussichts- und Sinnlosigkeit der Befassung mit der inneren Natur gewichen.« (Tjark Kunstreich: My Own Private Holocaust, Bahamas 81/2019)
» Greta Thunberg hat eine neue Zielgruppe geschaffen, die alles will: coole, nachhaltige Schuhe zu günstigen Preisen.« (Bjørn Gulden, 2013 - 2022 Vorstandsvorsitzender des Sportartikelherstellers Puma, seit 2023 Vorstandsvorsitzender des DAX-Unternehmens Adidas)
» Schön gilt allen der Gesang der Vögel; kein Fühlender, ... der nicht vom Laut einer Amsel nach dem Regen gerührt würde. Dennoch lauert im Gesang der Vögel das Schreckliche, weil er kein Gesang ist, sondern dem Bann gehorcht, der sie befängt. ... Deshalb vermag der Genius, einmal zu sich aufgewacht, am Naturschönen nicht länger sich zu befriedigen. ... Erst was der Natur als Schicksal entronnen wäre, hülfe zu ihrer Restitution. ... Wie sehr die Vulgärantithese von Technik und Natur irrt, liegt darin zutage, daß gerade die von menschlicher Pflege ungesänftigte Natur, über die keine Hand fuhr, alpine Moränen und Geröllhalden, den industriellen Abfallhaufen gleichen, vor denen das gesellschaftlich approbierte ästhetische Naturbedürfnis flüchtet. Wie industriell es im anorganischen Weltraum aussieht, wird einmal sich weisen.« (Theodor W. Adorno: Ästhetische Theorie)
» "Wenn zwei Personen dasselbe denken, darf man sich etwas wünschen", sagte Isolde verträumt. / "Ich bin keine Person!" rief die Hausdame.« (Erich Kästner: Drei Männer im Schnee)
» Im Internet erfinden sich Menschen ständig neue Geschlechter und sexuelle Orientierungen, um ihren Leiden Sinn zu geben. Der neueste Schrei ist "Aromantik": Wer keine romantischen Gefühle empfindet, gehört nun auch zu einer diskriminierten Gruppe. ... [Dieser und ähnliche Begriffe, die zur Asexualität gerechnet werden] sind das Produkt einer losen kollaborativen Arbeit junger Menschen, die auf der
Suche nach sich selbst sind und sich oft nach dem Erleben eines Scheiterns mit
Sinnkrisen konfrontiert sehen. Im Internet finden sie sich dann zusammen und versuchen,
ihrem Scheitern Sinn zu verleihen. Anstatt zu versuchen, mit Psychotherapie oder
anderen Formen der Hilfe sich selbst und das eigene sexuelle und partnerschaftliche
Verhältnis zu anderen besser zu verstehen, begeben sie sich in die Echokammern des
Internet und deuten dort ihre seelischen Schwierigkeiten in obskure Begriffe um.« (Till Randolf Amelung: Auch du darfst Opfer sein, Jungle.World 48/2019)
» Der Puritanismus, der im neuen Feminismus und in der antirassistischen Linken dominant geworden ist, bietet die perfekte Grundlage für die Kollaboration sich emanzipatorisch gerierender Bewegungen mit dem Islam, dessen Vertreter im Habitus permanenten Beleidigtseins, in der Begeisterung für Zensur, Sprechverbote und unter dem Alibi von Respekt und Toleranz eingeforderte Sexualtabus von den Feministen und Antirassisten nicht mehr zu unterscheiden sind.« (Magnus Klaue: Die Antiquiertheit des Sexus, Band I)
» HAMM Did you ever have an instant of happiness? / CLOV Not to my knowledge.« (Samuel Beckett: Endgame)
» Die Frage, "was wirklich wichtig ist im Leben" an sich, beschäftigt
schließlich die Menschen umso mehr, desto leerer und trister ihr eigenes ist.« (Sara Rukaj / Magnus Klaue: Autosuggestiver Gemeinsinn, Jungle.World 18/2020)
» Im Moment, da man nach Sinn und Wert des Lebens fragt, ist man krank, denn beides gibt es ja in objektiver Weise nicht; man hat nur eingestanden, daß man einen Vorrat von unbefriedigter Libido hat, und irgend etwas anderes muß damit vorgefallen sein, eine Art Gärung, die zur Trauer und Depression führt.« (Sigmund Freud an Marie Bonaparte, 13. August 1937)
» Wenn ich ein Tier schon esse, dann ganz.« (Sophie Rois)
» Wahrheiten sind Illusionen, von denen man vergessen hat, dass sie welche sind.« (Friedrich Nietzsche)
» Aufgabe der Philosophie ist es nicht, verborgene und vorhandene Intentionen der Wirklichkeit zu erforschen, sondern die intentionslose Wirklichkeit zu deuten, indem sie kraft der Konstruktion von Figuren, von Bildern aus den isolierten Elementen der Wirklichkeit die Fragen aufhebt, deren prägnante Fassung Aufgabe der Wissenschaft ist.« (Theodor W. Adorno: Die Aktualität der Philosophie)
» Das Seltsame an einem Menschen ist, daß es ihn gibt.« (Hans Kudszus)
» ... wo Psychologie die Menschen erklären muß, sind sie regrediert und zerstört. Wo man unter Menschen Psychologie zu Hilfe ruft, wird der karge Bereich ihrer unmittelbaren Beziehungen nochmals verengt, sie werden sich auch darin noch zu Dingen.« (Max Horkheimer / Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung)
» ... daß der Kapitalismus eine Entwicklungsstufe erreicht hat, auf welcher er generell - fast unabhängig von der Klassenzugehörigkeit - unerträglich geworden ist.« (Wolfgang Pohrt: Arbeiter und Kleinbürger)
» Die Sprache ist im Guten wie im Schlechten nicht mehr Medium der Erkenntnis, sondern der kulturellen Hegemonie: ... Wo sich statt Antagonismen Spannungsfelder auftun, hat der Geist bereits kapituliert. ... Eine Welt, in der alle einander wechselseitig als kompatibel anerkennen und stets "das Gemeinschaftliche im Auge behalten", kann schwerlich etwas anderes als die Hölle auf Erden sein. ... Die Beliebigkeit ist also nicht harmlos, sondern hat hier wie auch sonst ein bestimmtes Ziel: die Zerstörung individueller Urteilskraft zugunsten einer Logik der "Anerkennung", in der jeder Lüge Recht gegeben und jede triftige Erkenntnis in die Schranken ihres "Standorts" verwiesen wird.« (Magnus Klaue: Das sogenannte Ich)
» "Man soll die Schönheit nicht duzen!"« (Erich Kästner: Drei Männer im Schnee)
» Die "Wachheit", zu der der Wokeness-Appell auffordert, ist das Gegenteil von Ansprechbarkeit und Erfahrungsoffenheit. Sie zielt darauf, jeden Aspekt des privaten und beruflichen Lebens an einem rigiden politmoralischen Raster zu messen und alles, was durch dieses Raster fällt, zu dokumentieren, zu melden und zu sanktionieren. ... Wo die bürgerlichen Institutionen als Vermittlungsformen zwischen Individuum und Gesellschaft versagen, während der Zwangscharakter der Vergesellschaftung fortbesteht, treten irrationale, auf Glauben, bedingungslosem Vertrauen und Ja-Sagen beruhende Gemeinschaften an deren Stelle. In diesem Sinne haben .. Wolfgang Pohrt ... und .. Christoph Türcke ... das Phänomen postbürgerlicher Sektenbildung ... als Zerfall bürgerlicher Sozialität in Banden und Ersetzung von Vergesellschaftung durch digitale "Vernetzung" beschrieben. Sekten, Banden und Cliquen ... entsprechen einem massenpsychologischen Bedürfnis, das umso dringlicher wird, desto offenkundiger das Scheitern dieser Gesellschaft ist. / An die Stelle des Realitätsprinzips, des Konkurrenzprinzips, des Primats des besseren Arguments und des aufgeklärten Eigeninteresses setzen sektenförmige Gemeinschaften den ungeglaubten, aber umso blindwütigeren Glauben: Sie beruhen nicht auf der Logik von Überzeugung und Kritik, sondern von Konversion und Häresie. ... Aus dem Zirkel von Wokeness und Antiwokeness herauszutreten, ist nur möglich durch Zurückweisung der falschen Alternative ... Karl Kraus' Maxime, es zähle nicht die Meinung, sondern die Frage, wer sie hat, gilt beim Streit um Wokeness, in dem Urteile flächendeckend durch Meinungen ersetzt werden, erst recht. Wo Verstockte miteinander streiten, die sich für erweckt halten, bedeutet Wachheit, aus der Verstockung herauszutreten, auch wenn viele, mit denen man sich einig glaubte, einen danach für einen Verräter halten.« (Magnus Klaue: Wokeness. Die Erweckten und die Verstockten, zeit.de 17. Juli 2022)
» Es ist niemals ein Dokument der Kultur, ohne zugleich ein solches der Barbarei zu sein.« (Walter Benjamin: Über den Begriff der Geschichte)
» Nur wenn, was ist, sich ändern lässt, ist das, was ist, nicht alles.« (Theodor W. Adorno)
» Sometimes it's difficult to remember the good times. / But I know there were some.« (Lee Hazlewood: »Little Miss Sunshine (Little Miss Rain)«)
» Die Urgeschichte der Menschheit ist ... vom Morde erfüllt. Noch heute ist das, was unsere Kinder in der Schule als Weltgeschichte lernen, im wesentlichen eine Reihenfolge von Völkermorden.« (Sigmund Freud)
» Der Begriff des Fortschritts ist in der Idee der Katastrophe zu fundieren. Daß es "so weiter" geht, ist die Katastrophe. Sie ist nicht das jeweils Bevorstehende sondern das jeweils Gegebene. Strindbergs Gedanke: die Hölle ist nichts, was uns bevorstünde - sondern dieses Leben hier. / Die Rettung hält sich an den kleinen Sprung in der kontinuierlichen Katastrophe.« (Walter Benjamin: Zentralpark)
» Es gibt keine Freiheit, wenn man nicht täglich um sie kämpft.« (Maria Aljochina, Mitkämpferin von Pussy Riot )
» Unter dem Kapital ist [der Mensch] Arbeitskraft oder überflüssig. Läßt seine Arbeitskraft sich nicht verwerten, so wird er, unter bevölkerungspolitischen Gesichtspunkten betrachtet, zum Problem. Dessen Lösung ist identisch mit seiner Eliminierung. / Im Bewußtsein der Tatsache vielleicht, daß sie auf der Welt nichts mehr zu suchen hätten, sind die Menschen weltweit mit selbstzerstörerischer Aggressivität erfüllt. ... Statt den auf Selbstdezimierung zielenden Trieb zu bändigen, besorgen die gesellschaftlichen Schutzvorrichtungen sein Geschäft. An der Spitze völkischer, rassistischer und kriegerischer Bestrebungen stehen überall Medien, Regierung, Verwaltung, Justiz und Polizei. Bestenfalls bleiben sie unbeteiligt und lassen den Mob gewähren.« (Wolfgang Pohrt: Harte Zeiten)
» Geschichte ist faktisch endloses Hauen und Stechen, ewige Klopperei. Einen tieferen Sinn erkennt man darin mit bloßem Auge nicht. ... Um Sinn aus der Sache herauslesen zu können, muss ich - wie schon die Wilden mit der Konstruktion ihres Regengottes - Kausalität und Teleologie hineinbringen. Die Klopperei muss als Wirkung einer Ursache erscheinen, und sie muss einem Zweck dienen. ... Möglich, dass Benjamin Recht hatte. Ihm stellte sich die Geschichte als ein einziges Verhängnis dar und der Fortschritt als endlos fortschreitende Katastrophe. Die Revolution wäre das Ende dieser Katastrophe, dessen Ausbleiben wie ein Fluch auf den Menschen gelastet hatte, seit es sie gibt. Sie warten darauf, also auf das Ende der Katastrophe, wie auf den Messias ... Die Fortschrittsgeschichte war eine einzige Knochenmühle. ... Geschichte und Kultur sind Erblasten, die von unzähligen Generationen angehäufte Schuld. Angesichts dieser schrecklichen Vergangenheit wie Walter Benjamin auf einen Messias zu hoffen, also auf ein Wunder, ist unrealistisch, aber wenigstens vernünftig. Weder realistisch noch vernünftig ist es dagegen, das Reich der Freiheit zu erwarten als verdienten Lohn für jahrhundertelange Schinderei und Quälerei. Wie soll es in einem Verein freier Menschen anders zugehen als bisher, wenn doch seine bloße Existenz bewiese: Es gibt keine Gerechtigkeit. ... Aus der Geschichte lässt sich alles ableiten, nur kein Verein freier Menschen.« (Wolfgang Pohrt: Das allerletzte Gefecht)
» So liegt die Zukunft in Finsternis, und die guten Kräfte / Sind schwach. All das sahst du / Als du den quälbaren Leib zerstörtest.« (Bert Brecht: Zum Freitod des Flüchtlings W. B. [Walter Benjamin])
» Der gewaltsame und menschenfeindliche Charakter einer basal auf Kälte, Konkurrenz und Gleichgültigkeit gestimmten Gesellschaft und ihre Tendenz zur Selbstzerstörung werden vom Amokläufer gleichsam aus der Abstraktion gerissen und zur Kenntlichkeit gebracht. Unserer gesamten abendländischen Kultur wohnt eine amokartige Tendenz inne, die immer deutlicher zutage tritt.« (Götz Eisenberg)
» Die Überwindung des Vorurteils und die Haltung der Toleranz sind aber nur dem neidlosen, ausgeglichenen Menschen möglich, der über Erfahrungsbreite verfügt. Für ihn gibt es kein Motiv, andere zu schädigen oder ihnen nicht auch zu helfen. Die Art von Liberalität stellt sich ein, wenn zwei Dinge zusammenkommen: Ein relativ sorgenfreies, auf einem bestimmten Standard stehendes Leben und ein langer Anfang, d. h. eine angemessene Entwicklung.« (Max Horkheimer: Gedanken zur politischen Erziehung)
» ... eine vernünftige Bettdecke, eine Bettdecke, die eben eine Bettdecke war und nicht ein Beweis für den Schwachsinn jener Frauen, die sich ... mit sinnlosem Luxus dafür rächen, daß sie in ihrer Kindheit von rohen Äpfeln gelebt haben.« (Balzac: Ein Prinz der Bohème)
» Toleranz ist, wenn man alles auszuhalten bereit ist, was an Niederträchtigkeiten im Namen von Kultur und Identität verbrochen wird und wenn dabei einer den anderen deckt.« (Red. Bahamas, Berlin)
» Identifikation mit vorhandenen Verhältnissen heißt, daß die Menschen das Vorgefundene als von ihnen Hervorgebrachtes betrachten. Sie verhalten sich so, daß ihnen die eigene Anpassung an die äußere Welt als deren Umwälzung erscheinen muß.« (Wolfgang Pohrt: Brothers in Crime)
» Die trockene Weisheit, die nichts Neues unter der Sonne gelten läßt, weil die Steine des sinnlosen Spiels ausgespielt, die großen Gedanken alle schon gedacht, die möglichen Entdeckungen vorweg konstruierbar, die Menschen auf Selbsterhaltung durch Anpassung festgelegt seien - diese trockene Weisheit reproduziert bloß die phantastische, die sie verwirft; die Sanktion des Schicksals, das durch Vergeltung unablässig wieder herstellt, was je schon war.« (Max Horkheimer / Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung)
» Dem heute Möglichen sich anpassen, heißt, nicht länger sich anpassen, sondern das Mögliche verwirklichen.« (Theodor W. Adorno)
» Die Spur ist Erscheinung einer Nähe, so fern das sein mag, was sie hinterließ. Die Aura ist Erscheinung einer Ferne, so nah das sein mag, was sie hervorruft. In der Spur werden wir der Sache habhaft; in der Aura bemächtigt sie sich unser.« (Walter Benjamin: Das Passagen-Werk)
» ... daß die letzte Hoffnung niemals dem eine ist, der sie hegt, sondern jenen allein, für die sie gehegt wird.« (Walter Benjamin: Goethes Wahlverwandtschaften)
» Die Hoffnung ist ein Denken, das begehrt; die Erinnerung ist ein Denken, das genossen hat.« (Balzac: Ein Prinz der Bohème)
» ... das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war ...« (Ernst Bloch: Prinzip Hoffnung)
» Wir haben im Paradies gelebt / und haben es nicht gewusst / und aber werden es wissen: / Jenseits der fröhlichen Leiden / und nach dem traurigen Glück.« (Günter Kunert)
» Es gibt ein Glück der Abstraktion, das nicht mehr eines Lebensglückes bedarf, weil das Denkenkönnen des Unglücks das subtilste Glück des Denkens ist.« (Hans Kudszus)
» Ihr Friede versprach sich durch das festliche Ensemble von Verschiedenem ...« (Theodor W. Adorno: Amorbach)
» Ich blieb stehen, in großer Ruhe und mit verschränkten Armen, um die Zukunft und alles Andere abzuwarten.« (Ror Wolf: Die Vorzüge der Dunkelheit)
» Durch und durch / Wir sind alle / nur für kurz hier eingefädelt, / aber das Öhr / hält man uns seither fern, / uns Kamelen.« (Ilse Aichinger: verschenkter Rat)
» Der Grad von Freiheit, den wir erringen, bemißt sich nach der Anzahl der Verpflichtungen, aus denen wir uns gelöst haben ...« (E. M. Cioran: Dasein als Versuchung)
» Nicht in der Neuheit, in der Gewohnheit finden wir die größte Lust.« (Raymond Radiguet: Den Teufel im Leib)
» Wenn die Vorstellung von Befreiung letztlich mit einer regressiven Sehnsucht zu tun hat - und die Behebung von Spannung ist eine regressive Sehnsucht - dann kann man sich vielleicht eine befreite Gesellschaft so vorstellen, daß es jeden Tag vegane Vokü [Volxküche, i. e. Gruppenkochen] gibt und alle in Großfamilien in ehemals besetzten Häusern leben: Ich finde das eine sehr problematische Vorstellung, weil ich denke, daß die Rückkehr in den Urzustand als regressive Sehnsucht mit dem Kampf um gesellschaftlichen Fortschritt nicht wirklich etwas zu tun hat. Befreiung darf man sich nicht als Endzustand der Zufriedenheit vorstellen. ... Ich nehme an, daß Fortschritt immer Mühsal bleibt. Die Lebensnot zu lindern, das wird auch in der befreiten Gesellschaft notwendig sein. Allerdings werden die Bedingungen dafür ganz andere sein, weil die Gesellschaft selbst nicht mehr Leid perpetuiert.« (Tjark Kunstreich, in: Mit Freud. Gesellschaftskritik und Psychoanalyse)
» Die Aufgaben, die gelöst werden müssen,
sind von geradezu ergreifender Schlichtheit. Es geht erstens darum,
die real und in überreichem Maße vorhandenen Ressourcen an
Naturstoffen, Betriebsmitteln und nicht zuletzt menschlichen Fähigkeiten
so einzusetzen, daß allen Menschen ein gutes, genußvolles
Leben frei von Armut und Hunger gewährleistet wird. ... Zweitens gilt es,
die katastrophale Fehlleitung der Ressourcen ... in sinnlose Pyramidenprojekte und
Zerstörungsproduktionen zu stoppen. ... Und drittens schließlich ist es erst recht von elementarem
Interesse, den durch die Produktivkräfte der Mikroelektronik gewaltig
angeschwollenen gesellschaftlichen Zeitfonds in eine ebenso große
Muße für alle zu übersetzen statt in "Massenarbeitslosigkeit"
einerseits und verschärfte Arbeitshetze andererseits. / ... Trotz der geradezu schreiend evidenten
Tatsache, daß ein auch nur einigermaßen sinnvoller
Einsatz der gemeinsamen Ressourcen mit der kapitalistischen Form völlig
unvereinbar geworden ist, werden nur noch "Konzepte" und
Vorgehensweisen diskutiert, die genau diese Form voraussetzen.« (Robert Kurz: Schwarzbuch Kapitalismus)
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