» Zitate in meiner Arbeit sind wie Räuber am Weg, die bewaffnet hervorbrechen und dem Müßiggänger die Überzeugung abnehmen.«
Walter Benjamin
Einbahnstraße





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» ... die Welt der Kunst & Fan­ta­sie ist die wah­re, the rest is a night­mare.« (Arno Schmidt)

» Die neue Kri­sen­pha­se dürf­te .. eher durch den or­well­schen Kampf au­to­ri­tä­rer oder fa­schis­ti­scher Re­gi­me um Res­sour­cen ge­prägt sein als durch ei­ne Neu­auf­la­ge des "Kal­ten Krie­ges". ... Das schon im­mer ge­ge­be­ne Mo­ment des Fa­schis­mus als Herr­schaft der Ra­ckets, al­so kon­kur­rie­ren­der Beu­te­ge­mein­schaf­ten, ... wird in der ge­gen­wär­ti­gen Sys­tem­kri­se do­mi­nant. ... Ohne eman­zi­pa­to­ri­sche Über­win­dung des Ka­pi­tals in sei­nem fe­ti­schis­ti­schen Blind­flug in die Welt­zer­stö­rung hat die Kri­se ih­ren letz­ten Flucht­punkt in der Pa­nik, in der durch es­ka­lie­ren­de Kri­sen­kon­kur­renz aus­ge­lös­ten Kap­pung al­ler li­bi­di­nö­sen Bin­dun­gen zwi­schen den Ge­sell­schafts­mit­glie­dern, als de­ren Vor­schein der in­di­vi­du­el­le Amok­lauf be­reits re­gel­mä­ßig auf­tritt. ... Kon­kret [ist es] die sich im­mer deut­li­cher ab­zeich­nen­de Un­be­wohn­bar­keit wei­ter Tei­le des glo­ba­len Sü­dens, die al­len, selbst den bru­tal­sten, of­fen ter­ror­is­ti­schen For­men der Kri­sen­ver­wal­tung ob­jek­ti­ve Gren­zen setzt. Dies wür­de den Über­gang in den blan­ken Zi­vi­li­sa­ti­ons­zu­sam­men­bruch mar­kie­ren.« (Tomasz Konicz: Ei­ne neue Kri­sen­qua­li­tät, konicz.info 24. Mai 2022)

Aus The American Friend, 1977
» Wa­rum kauft ihr Fleisch und Pul­lo­ver und at­met rund um die Uhr, wenn ihr nicht blit­zen und schim­mern wollt?« (Brigitte Kronauer: Ri­ta Müns­ter)

» Nur wer ver­möch­te, in der blin­den so­ma­ti­schen Lust, die kei­ne In­ten­ti­on hat und die let­zte stillt, die Uto­pie zu be­­stim­men, wä­re ei­ner Idee der Wahr­heit fä­hig, die stand­hiel­te.« (Theodor W. Adorno: Mi­ni­ma Mo­ra­lia)

» Den Wahn er­kennt na­tür­lich nie­mals, wer ihn selbst noch teilt.« (Sig­mund Freud)

» Judy: I can't see! Howard: There's no­thing to see real­ly, we're in­side a Chi­nese dra­gon.« (What's Up, Doc?)

Theodor W. Adorno - © 2015 Julia Röpcke
» SPIE­GEL: Herr Pro­fes­sor, vor zwei Wo­chen schien die Welt noch in Ord­nung ... / ADORNO: Mir nicht.« (Der Spiegel, 5. Mai 1969)

» Die größ­te Ge­fahr der Mo­der­ne geht nicht von der An­zie­hungs­kraft na­ti­ona­lis­ti­scher und ras­sis­ti­scher Ideo­lo­gien aus, son­dern dem Ver­lust der Wirk­lich­keit. Wenn der Wi­der­stand durch Wirk­lich­keit fehlt, dann ist prin­zi­pi­ell al­les mög­lich.« (Hannah Arendt)

» CLOV [locking] Grey. [Lo­we­ring the te­le­scope, tur­ning to­warts Hamm, lou­der.] Grey! [Pau­se. Still lou­der.] GRREY! [Pau­se. He gets down, ap­pro­aches Hamm from be­hind, whis­pers in his ear.] / HAMM [star­ting] Grey! Did I hear you say grey? / CLOV Light black. From pole to pole. / HAMM You ex­ag­ge­ra­te.« (Samuel Beckett: End­game)

Wednesday Addams
» Der Nach­druck des Ge­wölks ist ge­ge­ben.« (Sven Plöger, Me­te­o­ro­lo­ge und Fern­seh­mo­de­ra­tor, Ta­ges­the­men 2. No­vem­ber 2022)

» Die "Kli­ma­ka­tas­tro­phe" ist .. die ab­strak­tes­te Form der Un­ter­gangs­phan­ta­sie .... [Es] gilt hier Ben­ja­mins Dik­tum, dass es so wei­ter­ge­he, sei die Ka­tas­tro­phe: je­den­falls für vie­le Mit­tel­schichts­ju­gend­li­che West­euro­pas, die die ei­ge­nen mau­en Le­bens­aus­sich­ten in die Welt und aufs Kli­ma pro­ji­zie­ren und sich ge­gen die Er­wach­se­nen zu­sam­men­schlie­ßen, de­nen sie die Schuld an der Kläg­lich­keit ih­rer Zu­kunfts­aus­sich­ten ge­ben. Der Hype um Gre­ta Thun­berg und den von ihr ins­ze­nier­ten Kli­ma-Schul­streik gibt die­ser dif­fu­sen Angst ei­ne Rich­tung. ... Die ei­ge­nen Mord­ge­lüs­te wer­­den im wahr­sten Sin­ne des Wor­tes in die Luft pro­ji­ziert, de­ren Op­fer man wird und ge­gen die man sich mit al­len Mit­teln zur Wehr set­zen kann; ... Dass es sich da­bei um die Un­fä­hig­keit han­delt, per­se­ku­to­ri­sche Schuld in de­pres­si­ve zu ver­wan­deln und der­art zu über­win­den, hat die Psy­cho­ana­ly­ti­ke­rin Ja­ni­ne Chas­se­gu­et-Smir­gel ... fest­ge­stellt und ge­meint, dass die­se ... ka­tas­tro­phi­sche Denk- und Fühl­form ver­hin­de­re, über die wirk­li­chen Ge­fah­ren nach­zu­den­ken. ... Die Schön­heit und Bit­ter­keit der un­mit­tel­ba­ren Aus­ein­an­der­set­zung mit der äu­ße­ren Natur ist der Aus­sichts- und Sinn­lo­sig­keit der Be­fas­sung mit der in­ne­ren Na­tur ge­wi­chen.« (Tjark Kunstreich: My Own Pri­vate Ho­lo­caust, Ba­ha­mas 81/2019)

» Greta Thunberg hat ei­ne neue Ziel­grup­pe ge­schaf­fen, die al­les will: coo­le, nach­hal­ti­ge Schu­he zu güns­ti­gen Preis­en.« (Bjørn Gulden, 2013 - 2022 Vor­stands­vor­sit­zen­der des Sport­ar­ti­kel­her­stel­lers Puma, seit 2023 Vor­stands­vor­sit­zen­der des DAX-Un­ter­neh­mens Adi­das)

... Erst was der Na­tur als Schick­sal ent­ron­nen wä­re, hül­fe zu ih­rer Re­sti­tu­ti­on. ...
» Schön gilt al­len der Ge­sang der Vö­gel; kein Füh­len­der, ... der nicht vom Laut einer Am­sel nach dem Re­gen ge­rührt wür­de. Den­noch lau­ert im Ges­ang der Vö­gel das Schreck­li­che, weil er kein Ge­sang ist, son­dern dem Bann ge­horcht, der sie be­fängt. ... Des­halb ver­mag der Ge­ni­us, ein­mal zu sich auf­ge­wacht, am Na­tur­schö­nen nicht län­ger sich zu be­frie­di­gen. ... Erst was der Na­tur als Schick­sal ent­ron­nen wä­re, hül­fe zu ih­rer Re­sti­tu­ti­on. ... Wie sehr die Vul­gär­an­ti­the­se von Tech­nik und Na­tur irrt, liegt da­rin zu­ta­ge, daß ge­ra­de die von mensch­li­cher Pfle­ge un­ge­sänf­tig­te Na­tur, über die kei­ne Hand fuhr, al­pi­ne Mo­rä­nen und Ge­röll­hal­den, den in­dus­tri­el­len Ab­fall­hau­fen glei­chen, vor de­nen das ge­sell­schaft­lich ap­pro­bier­te äs­the­ti­sche Na­tur­be­dürf­nis flüch­tet. Wie in­dus­tri­ell es im an­or­ga­ni­schen Welt­raum aus­sieht, wird ein­mal sich wei­sen.« (Theodor W. Adorno: Äs­the­ti­sche The­o­rie)

Sehnsucht
» "Wenn zwei Per­so­nen das­sel­be den­ken, darf man sich et­was wün­schen", sag­te Isol­de ver­träumt. / "Ich bin kei­ne Per­son!" rief die Haus­da­me.« (Erich Käst­ner: Drei Män­ner im Schnee)

» Im In­ter­net er­fin­den sich Men­schen stän­dig neue Ge­schlech­ter und se­xu­el­le Ori­en­tie­run­gen, um ihren Lei­den Sinn zu ge­ben. Der neu­es­te Schrei ist "Aro­man­tik": Wer kei­ne ro­man­ti­schen Ge­füh­le emp­fin­det, ge­hört nun auch zu ei­ner dis­kri­mi­nier­ten Grup­pe. ... [Die­ser und ähn­li­che Be­grif­fe, die zur Asex­uali­tät ge­rech­net wer­den] sind das Pro­dukt ei­ner lo­sen kol­la­bo­ra­ti­ven Ar­beit jun­ger Men­schen, die auf der Su­che nach sich selbst sind und sich oft nach dem Er­le­ben eines Schei­terns mit Sinn­krisen kon­fron­tiert se­hen. Im In­ter­net fin­den sie sich dann zu­sam­men und ver­su­chen, ih­rem Schei­tern Sinn zu ver­lei­hen. An­statt zu ver­su­chen, mit Psy­cho­the­ra­pie oder an­de­ren For­men der Hil­fe sich selbst und das ei­ge­ne se­xu­el­le und part­ner­schaft­liche Ver­hält­nis zu an­de­ren bes­ser zu ver­ste­hen, be­geben sie sich in die Echo­kam­mern des In­ter­net und deu­ten dort ihre see­li­schen Schwie­rig­kei­ten in obs­ku­re Be­grif­fe um.« (Till Randolf Amelung: Auch du darfst Op­fer sein, Jung­le.World 48/2019)

The end is in sight
» Der Pu­ri­ta­nis­mus, der im neu­en Fe­mi­nis­mus und in der an­ti­ras­sis­ti­schen Lin­ken do­mi­nant ge­wor­den ist, bie­tet die per­fek­te Grund­la­ge für die Kol­la­bo­ra­ti­on sich eman­zi­pa­to­risch ge­rie­ren­der Be­we­gun­gen mit dem Is­lam, des­sen Ver­tre­ter im Ha­bi­tus per­ma­nen­ten Be­lei­digt­seins, in der Be­geis­te­rung für Zen­sur, Sprech­ver­bo­te und un­ter dem Ali­bi von Re­spekt und To­le­ranz ein­ge­for­der­te Se­xu­al­ta­bus von den Fe­mi­nis­ten und An­ti­ras­sis­ten nicht mehr zu un­ter­schei­den sind.« (Magnus Klaue: Die An­ti­quiert­heit des Se­xus, Band I)

» HAMM Did you ever have an in­stant of hap­pi­ness? / CLOV Not to my know­led­ge.« (Samuel Beckett: End­game)

» Die Fra­ge, "was wirk­lich wich­tig ist im Le­ben" an sich, be­schäf­tigt schließ­lich die Men­schen um­so mehr, des­to lee­rer und tris­ter ihr ei­ge­nes ist.« (Sara Rukaj / Magnus Klaue: Au­to­sug­ges­ti­ver Ge­mein­sinn, Jung­le.World 18/2020)

Freud
» Im Mo­ment, da man nach Sinn und Wert des Le­bens fragt, ist man krank, denn bei­des gibt es ja in ob­jek­ti­ver Wei­se nicht; man hat nur ein­ge­stan­den, daß man ei­nen Vor­rat von un­be­frie­dig­ter Li­bi­do hat, und ir­gend et­was an­de­res muß da­mit vor­ge­fal­len sein, ei­ne Art Gä­rung, die zur Trau­er und De­pres­si­on führt.« (Sigmund Freud an Ma­rie Bon­a­par­te, 13. Au­gust 1937)

» Wenn ich ein Tier schon es­se, dann ganz.« (Sophie Rois)

» Wahr­hei­ten sind Il­lu­si­o­nen, von de­nen man ver­ges­sen hat, dass sie wel­che sind.« (Friedrich Nietzsche)

» Auf­ga­be der Phi­lo­so­phie ist es nicht, ver­bor­ge­ne und vor­han­de­ne In­ten­ti­o­nen der Wirk­lich­keit zu er­for­schen, son­dern die in­ten­ti­ons­lo­se Wirk­lich­keit zu deu­ten, in­dem sie kraft der Kon­struk­tion von Fi­gu­ren, von Bil­dern aus den iso­lier­ten Ele­men­ten der Wirk­lich­keit die Fra­gen auf­hebt, de­ren präg­nan­te Fas­sung Auf­ga­be der Wis­sen­schaft ist.« (Theodor W. Adorno: Die Ak­tu­a­li­tät der Phi­lo­so­phie)

» Das Selt­sa­me an ei­nem Men­schen ist, daß es ihn gibt.« (Hans Kudszus)

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» ... wo Psy­cho­lo­gie die Men­schen er­klä­ren muß, sind sie re­gre­diert und zer­stört. Wo man un­ter Men­schen Psy­cho­lo­gie zu Hil­fe ruft, wird der kar­ge Be­reich ih­rer un­mit­tel­ba­ren Be­zie­hun­gen noch­mals ver­engt, sie wer­den sich auch da­rin noch zu Din­gen.« (Max Horkheimer / Theodor W. Adorno: Di­a­lek­tik der Auf­klä­rung)

» ... daß der Ka­pi­ta­lis­mus ei­ne Ent­wick­lungs­stu­fe er­reicht hat, auf wel­cher er ge­ne­rell - fast un­ab­hän­gig von der Klas­sen­zu­ge­hö­rig­keit - un­er­träg­lich ge­wor­den ist.« (Wolfgang Pohrt: Ar­bei­ter und Klein­bür­ger)

» Die Spra­che ist im Gu­ten wie im Schlech­ten nicht mehr Me­di­um der Er­kennt­nis, son­dern der kul­tu­rel­len He­ge­mo­nie: ... Wo sich statt An­ta­go­nis­men Span­nungs­fel­der auf­tun, hat der Geist be­reits ka­pi­tu­liert. ... Ei­ne Welt, in der al­le ein­an­der wech­sel­sei­tig als kom­pa­ti­bel an­er­ken­nen und stets "das Ge­mein­schaft­li­che im Au­ge be­hal­ten", kann schwer­lich et­was an­de­res als die Höl­le auf Er­den sein. ... Die Be­lie­big­keit ist al­so nicht harm­los, son­dern hat hier wie auch sonst ein be­stimm­tes Ziel: die Zer­stö­rung in­di­vi­du­el­ler Ur­teils­kraft zu­guns­ten ei­ner Lo­gik der "An­er­ken­nung", in der je­der Lü­ge Recht ge­ge­ben und je­de trif­ti­ge Er­kennt­nis in die Schran­ken ih­res "Stand­orts" ver­wie­sen wird.« (Magnus Klaue: Das so­ge­nann­te Ich)

» "Man soll die Schön­heit nicht du­zen!"« (Erich Käst­ner: Drei Män­ner im Schnee)

... Wo Ver­stock­te mit­ein­an­der strei­ten, die sich für er­weckt hal­ten, be­deu­tet Wach­heit, aus der Ver­stoc­kung he­raus­zu­tre­ten ...
» Die "Wach­heit", zu der der Woke­ness-Ap­pell auf­for­dert, ist das Ge­gen­teil von An­sprech­bar­keit und Er­fah­rungs­of­fen­heit. Sie zielt da­rauf, je­den As­pekt des pri­va­ten und be­ruf­li­chen Le­bens an ei­nem ri­gi­den po­lit­mo­ra­li­schen Ras­ter zu mes­sen und al­les, was durch die­ses Ra­ster fällt, zu do­ku­men­tie­ren, zu mel­den und zu sank­ti­o­nie­ren. ... Wo die bür­ger­li­chen Ins­ti­tu­ti­o­nen als Ver­mitt­lungs­for­men zwi­schen In­di­vi­du­um und Ge­sell­schaft ver­sa­gen, wäh­rend der Zwangs­cha­rak­ter der Ver­ge­sell­schaf­tung fort­be­steht, tre­ten ir­ra­ti­o­na­le, auf Glau­ben, be­din­gungs­lo­sem Ver­trau­en und Ja-Sa­gen be­ru­hen­de Ge­mein­schaf­ten an de­ren Stel­le. In die­sem Sin­ne ha­ben .. Wolf­gang Pohrt ... und .. Chris­toph Türcke ... das Phä­no­men post­bür­ger­li­cher Sek­ten­bil­dung ... als Zer­fall bür­ger­li­cher So­zi­a­li­tät in Ban­den und Er­set­zung von Ver­ge­sell­schaf­tung durch di­gi­ta­le "Ver­net­zung" be­schrie­ben. Sek­ten, Ban­den und Cli­quen ... ent­spre­chen ei­nem mas­sen­psy­cho­lo­gi­schen Be­dürf­nis, das um­so dring­li­cher wird, des­to of­fen­kun­di­ger das Schei­tern die­ser Ge­sell­schaft ist. / An die Stel­le des Re­a­li­täts­prin­zips, des Kon­kur­renz­prin­zips, des Pri­mats des bes­se­ren Ar­gu­ments und des auf­ge­klär­ten Ei­gen­in­ter­es­ses set­zen sek­ten­för­mi­ge Ge­mein­schaf­ten den un­ge­glaub­ten, aber um­so blind­wü­ti­ge­ren Glau­ben: Sie be­ru­hen nicht auf der Lo­gik von Über­zeu­gung und Kri­tik, son­dern von Kon­ver­si­on und Hä­re­sie. ... Aus dem Zir­kel von Wo­ke­ness und An­ti­wo­ke­ness he­raus­zu­tre­ten, ist nur mög­lich durch Zu­rück­wei­sung der fal­schen Al­ter­na­ti­ve ... Karl Kraus' Ma­xi­me, es zäh­le nicht die Mei­nung, son­dern die Fra­ge, wer sie hat, gilt beim Streit um Wo­ke­ness, in dem Ur­tei­le flä­chen­dec­kend durch Mei­nun­gen er­setzt we­rden, erst recht. Wo Ver­stock­te mit­ein­an­der strei­ten, die sich für er­weckt hal­ten, be­deu­tet Wach­heit, aus der Ver­stoc­kung he­raus­zu­tre­ten, auch wenn vie­le, mit de­nen man sich ei­nig glaubte, ei­nen da­nach für ei­nen Ver­rä­ter hal­ten.« (Magnus Klaue: Wo­ke­ness. Die Er­weck­ten und die Ver­stock­ten, zeit.de 17. Juli 2022)

Walter Benjamin - © 2015 Julia Röpcke
» Es ist niemals ein Do­ku­ment der Kul­tur, ohne zu­gleich ein sol­ches der Bar­ba­rei zu sein.« (Walter Benjamin: Über den Be­griff der Ge­schich­te)

» Nur wenn, was ist, sich än­dern lässt, ist das, was ist, nicht al­les.« (Theodor W. Adorno)

» Sometimes it's dif­fi­cult to re­mem­ber the good ti­mes. / But I know the­re we­re some.« (Lee Hazlewood: »Lit­tle Miss Sun­shine (Lit­tle Miss Rain)«)

» Die Ur­ge­schich­te der Mensch­heit ist ... vom Mor­de er­füllt. Noch heu­te ist das, was un­se­re Kin­der in der Schu­le als Welt­ge­schich­te ler­nen, im we­sent­li­chen ei­ne Rei­hen­fol­ge von Völ­ker­mor­den.« (Sigmund Freud)

» Der Be­griff des Fort­schritts ist in der Idee der Ka­tas­tro­phe zu fun­die­ren. Daß es "so wei­ter" geht, ist die Ka­tas­tro­phe. Sie ist nicht das je­weils Be­vor­ste­hen­de son­dern das je­weils Ge­ge­be­ne. Strind­bergs Ge­dan­ke: die Höl­le ist nichts, was uns be­vor­stün­de - son­dern die­ses Le­ben hier. / Die Ret­tung hält sich an den klei­nen Sprung in der kon­ti­nu­ier­li­chen Ka­tas­tro­phe.« (Walter Benjamin: Zentralpark)

Frösche
» Es gibt kei­ne Frei­heit, wenn man nicht täg­lich um sie kämpft.« (Maria Aljochina, Mit­kämpf­e­rin von Pus­sy Ri­ot )

» Unter dem Kapital ist [der Mensch] Ar­beits­kraft oder über­flüs­sig. Läßt sei­ne Ar­beits­kraft sich nicht ver­wer­ten, so wird er, un­ter be­völ­ke­rungs­po­li­ti­schen Ge­sichts­punk­ten be­trach­tet, zum Pro­blem. Des­sen Lö­sung ist iden­tisch mit sei­ner Eli­mi­nie­rung. / Im Be­wußt­sein der Tat­sa­che viel­leicht, daß sie auf der Welt nichts mehr zu su­chen hät­ten, sind die Men­schen welt­weit mit selbst­zer­stö­re­ri­scher Ag­gres­si­vi­tät er­füllt. ... Statt den auf Selbst­de­zi­mie­rung zie­len­den Trieb zu bän­di­gen, be­sor­gen die ge­sell­schaft­li­chen Schutz­vor­rich­tun­gen sein Ge­schäft. An der Spit­ze völ­ki­scher, ras­sis­ti­scher und krie­ge­ri­scher Be­stre­bun­gen ste­hen über­all Me­di­en, Re­gie­rung, Ver­wal­tung, Jus­tiz und Po­li­zei. Bes­ten­falls blei­ben sie un­be­tei­ligt und las­sen den Mob ge­wäh­ren.« (Wolfgang Pohrt: Harte Zeiten)

Klee - Angelus Novus
» Ge­schich­te ist fak­tisch end­lo­ses Hau­en und Ste­chen, ewi­ge Klop­pe­rei. Ei­nen tie­fe­ren Sinn er­kennt man da­rin mit blo­ßem Au­ge nicht. ... Um Sinn aus der Sa­che her­aus­le­sen zu kön­nen, muss ich - wie schon die Wil­den mit der Kon­struk­tion ih­res Re­gen­got­tes - Kau­sa­li­tät und Te­le­o­lo­gie hin­ein­brin­gen. Die Klop­pe­rei muss als Wir­kung ei­ner Ur­sache er­schei­nen, und sie muss ei­nem Zweck die­nen. ... Mög­lich, dass Ben­ja­min Recht hat­te. Ihm stell­te sich die Ge­schich­te als ein ein­zi­ges Ver­häng­nis dar und der Fort­schritt als end­los fort­schrei­ten­de Ka­tas­tro­phe. Die Re­vo­lu­ti­on wä­re das En­de die­ser Ka­tas­tro­phe, des­sen Aus­blei­ben wie ein Fluch auf den Men­schen ge­las­tet hat­te, seit es sie gibt. Sie war­ten da­rauf, al­so auf das En­de der Ka­tas­tro­phe, wie auf den Mes­si­as ... Die Fort­schritts­ge­schich­te war ei­ne ein­zi­ge Kno­chen­müh­le. ... Ge­schich­te und Kul­tur sind Erb­las­ten, die von un­zäh­li­gen Ge­ne­ra­ti­o­nen an­ge­häuf­te Schuld. An­ge­sichts die­ser schreck­li­chen Ver­gan­gen­heit wie Wal­ter Ben­ja­min auf ei­nen Mes­si­as zu hof­fen, al­so auf ein Wun­der, ist un­re­a­lis­tisch, aber we­nigs­tens ver­nünf­tig. We­der re­a­lis­tisch noch ver­nünf­tig ist es da­ge­gen, das Reich der Frei­heit zu er­war­ten als ver­dien­ten Lohn für jahr­hun­der­te­lan­ge Schin­de­rei und Quä­le­rei. Wie soll es in ei­nem Ver­ein fr­eier Men­schen an­ders zu­ge­hen als bis­her, wenn doch sei­ne blo­ße Ex­is­tenz be­wie­se: Es gibt kei­ne Ge­rech­tig­keit. ... Aus der Ge­schich­te lässt sich al­les ab­lei­ten, nur kein Ver­ein frei­er Men­schen.« (Wolfgang Pohrt: Das al­ler­letz­te Ge­fecht)

 Carl Spitzweg, Ein Hypochonder, um 1865, Neue Pinakothek, München
» So liegt die Zukunft in Fins­ter­nis, und die gu­ten Kräf­te / Sind schwach. All das sahst du / Als du den quäl­ba­ren Leib zer­stör­test.« (Bert Brecht: Zum Frei­tod des Flücht­lings W. B. [Walter Benjamin])

» Der gewalt­same und men­schen­feind­liche Cha­rak­ter ei­ner ba­sal auf Kälte, Kon­kur­renz und Gleich­gül­tig­keit ge­stimm­ten Ge­sell­schaft und ihre Ten­denz zur Selbst­zerstörung wer­den vom Amok­läu­fer gleich­sam aus der Ab­strak­ti­on ge­ris­sen und zur Kennt­lich­keit ge­bracht. Un­se­rer ge­sam­ten abend­län­di­schen Kul­tur wohnt ei­ne amok­ar­ti­ge Ten­denz in­ne, die im­mer deut­li­cher zu­tage tritt.« (Götz Eisenberg)

» Die Überwindung des Vor­ur­teils und die Hal­tung der To­le­ranz sind aber nur dem neid­losen, aus­ge­gli­che­nen Men­schen mög­lich, der über Er­fah­rungs­breite ver­fügt. Für ihn gibt es kein Mo­tiv, an­de­re zu schä­di­gen oder ih­nen nicht auch zu helfen. Die Art von Li­be­ra­li­tät stellt sich ein, wenn zwei Din­ge zu­sam­men­kom­men: Ein re­la­tiv sor­gen­frei­es, auf ei­nem be­stimm­ten Stan­dard ste­hen­des Le­ben und ein lan­ger An­fang, d. h. ei­ne an­ge­mes­se­ne Ent­wick­lung.« (Max Horkheimer: Ge­dan­ken zur po­li­ti­schen Er­zie­hung)

Aus Karl Valentin, Die Erbschaft, 1936
» ... ei­ne ver­nünf­ti­ge Bett­de­cke, ei­ne Bett­de­cke, die eben ei­ne Bett­de­cke war und nicht ein Be­weis für den Schwach­sinn je­ner Frau­en, die sich ... mit sinn­lo­sem Lu­xus da­für rä­chen, daß sie in ih­rer Kind­heit von ro­hen Äp­feln ge­lebt ha­ben.« (Balzac: Ein Prinz der Bo­hème)

» Toleranz ist, wenn man al­les aus­zu­hal­ten be­reit ist, was an Nie­der­träch­tig­kei­ten im Na­men von Kul­tur und Iden­ti­tät ver­bro­chen wird und wenn da­bei ei­ner den an­de­ren deckt.« (Red. Bahamas, Berlin)

Sophie Rois liest Wolfgang Pohrt - (c) Matthias Reichelt
» Identifikation mit vor­han­de­nen Ver­hält­nis­sen heißt, daß die Men­schen das Vor­ge­fun­dene als von ih­nen Her­vor­ge­brach­tes be­trach­ten. Sie ver­hal­ten sich so, daß ih­nen die ei­ge­ne An­pas­sung an die äu­ße­re Welt als de­ren Um­wäl­zung er­schei­nen muß.« (Wolfgang Pohrt: Bro­thers in Crime)

» Die troc­kene Weis­heit, die nichts Neu­es un­ter der Son­ne gel­ten läßt, weil die Stei­ne des sinn­lo­sen Spiels aus­ge­spielt, die gro­ßen Ge­dan­ken al­le schon ge­dacht, die mög­li­chen Ent­dec­kun­gen vor­weg kon­stru­ier­bar, die Men­schen auf Selbst­er­hal­tung durch An­pas­sung fest­ge­legt sei­en - die­se troc­kene Weis­heit re­pro­du­ziert bloß die phan­tas­ti­sche, die sie ver­wirft; die Sank­ti­on des Schick­sals, das durch Ver­gel­tung un­ab­läs­sig wie­der her­stellt, was je schon war.« (Max Horkheimer / Theodor W. Adorno: Di­a­lek­tik der Auf­klä­rung)

» Dem heute Möglichen sich an­passen, heißt, nicht län­ger sich an­pas­sen, son­dern das Mög­li­che ver­wirk­lichen.« (Theodor W. Adorno)

Eugène Atget, Rue Mazarine, 1902 (Gemeinfrei)
» Die Spur ist Er­schei­nung ei­ner Nä­he, so fern das sein mag, was sie hin­ter­ließ. Die Au­ra ist Er­schei­nung ei­ner Fer­ne, so nah das sein mag, was sie her­vor­ruft. In der Spur wer­den wir der Sa­che hab­haft; in der Au­ra be­mäch­tigt sie sich un­ser.« (Walter Benjamin: Das Pas­sa­gen-Werk)

» ... daß die letzte Hoffnung niemals dem eine ist, der sie hegt, sondern jenen allein, für die sie gehegt wird.« (Walter Benjamin: Goe­thes Wahl­ver­wandt­schaf­ten)

» Die Hoff­nung ist ein Den­ken, das be­gehrt; die Er­in­ne­rung ist ein Den­ken, das genos­sen hat.« (Balzac: Ein Prinz der Bo­hème)

» ... das al­len in die Kind­heit scheint und wo­rin noch nie­mand war ...« (Ernst Bloch: Prin­zip Hoff­nung)

Bella Vista
» Wir ha­ben im Pa­ra­dies ge­lebt / und ha­ben es nicht ge­wusst / und aber wer­den es wis­sen: / Jen­seits der fröh­li­chen Lei­den / und nach dem trau­ri­gen Glück.« (Günter Kunert)

» Es gibt ein Glück der Ab­strak­ti­on, das nicht mehr ei­nes Le­bens­glü­ckes be­darf, weil das Den­ken­kön­nen des Un­glücks das sub­til­ste Glück des Den­kens ist.« (Hans Kudszus)

» Ihr Frie­de ver­sprach sich durch das fest­li­che En­sem­ble von Ver­schie­de­nem ...« (Theodor W. Adorno: Amorbach)

» Ich blieb ste­hen, in gro­ßer Ru­he und mit ver­schränk­ten Ar­men, um die Zu­kunft und al­les An­de­re ab­zu­war­ten.« (Ror Wolf: Die Vor­zü­ge der Dun­kel­heit)

» Durch und durch / Wir sind al­le / nur für kurz hier ein­ge­fä­delt, / aber das Öhr / hält man uns seit­her fern, / uns Ka­me­len.« (Ilse Aichinger: ver­schenk­ter Rat)

» Der Grad von Frei­heit, den wir er­rin­gen, be­mißt sich nach der An­zahl der Ver­pflich­tun­gen, aus de­nen wir uns ge­löst ha­ben ...« (E. M. Cioran: Da­sein als Ver­su­chung)

» Nicht in der Neu­heit, in der Ge­wohn­heit fin­den wir die größ­te Lust.« (Ray­mond Ra­di­guet: Den Teu­fel im Leib)

Sehnsucht
» Wenn die Vor­stel­lung von Be­frei­ung letzt­lich mit ei­ner re­gres­si­ven Sehn­sucht zu tun hat - und die Be­he­bung von Span­nung ist ei­ne re­gres­si­ve Sehn­sucht - dann kann man sich viel­leicht ei­ne be­frei­te Ge­sell­schaft so vor­stel­len, daß es je­den Tag ve­ga­ne Vo­kü [Volx­kü­che, i. e. Grup­pen­ko­chen] gibt und al­le in Groß­fa­mi­li­en in ehe­mals be­setz­ten Häu­sern le­ben: Ich fin­de das ei­ne sehr pro­ble­ma­ti­sche Vor­stel­lung, weil ich den­ke, daß die Rück­kehr in den Ur­zu­stand als re­gres­sive Sehn­sucht mit dem Kampf um ge­sell­schaft­lichen Fort­schritt nicht wirk­lich et­was zu tun hat. Be­frei­ung darf man sich nicht als End­zu­stand der Zu­frie­den­heit vor­stel­len. ... Ich neh­me an, daß Fort­schritt im­mer Müh­sal bleibt. Die Le­bens­not zu lin­dern, das wird auch in der be­frei­ten Ge­sell­schaft not­wen­dig sein. Al­ler­dings wer­den die Be­din­gun­gen da­für ganz an­dere sein, weil die Ge­sell­schaft selbst nicht mehr Leid per­pe­tu­iert.« (Tjark Kunstreich, in: Mit Freud. Ge­sell­schafts­kri­tik und Psy­cho­a­na­ly­se)

Passage
» Die Aufgaben, die ge­löst wer­den müs­sen, sind von ge­ra­de­zu er­grei­fen­der Schlicht­heit. Es geht ers­tens dar­um, die real und in über­rei­chem Ma­ße vor­han­de­nen Res­sour­cen an Na­tur­stof­fen, Be­triebs­mit­teln und nicht zu­letzt mensch­li­chen Fähig­kei­ten so ein­zu­setzen, daß al­len Men­schen ein gu­tes, ge­nuß­vol­les Le­ben frei von Ar­mut und Hun­ger gewähr­leis­tet wird. ... Zwei­tens gilt es, die ka­tas­tro­phale Fehl­lei­tung der Res­sour­cen ... in sinn­lo­se Py­ra­mi­den­pro­jek­te und Zer­stö­rungs­pro­duk­tio­nen zu stop­pen. ... Und drit­tens schließ­lich ist es erst recht von ele­men­ta­rem In­ter­esse, den durch die Pro­duk­tiv­kräf­te der Mi­kro­elek­tro­nik ge­wal­tig an­ge­schwol­lenen ge­sell­schaft­lichen Zeit­fonds in eine eben­so große Muße für alle zu über­setzen statt in "Mas­sen­ar­beits­lo­sig­keit" ei­ner­seits und ver­schär­fte Ar­beits­hetze an­de­rer­seits. / ... Trotz der geradezu schrei­end evi­den­ten Tat­sa­che, daß ein auch nur ei­ni­ger­maßen sinn­vol­ler Ein­satz der ge­mein­sa­men Res­sour­cen mit der ka­pi­ta­lis­ti­schen Form völ­lig un­ver­ein­bar ge­wor­den ist, wer­den nur noch "Kon­zepte" und Vor­ge­hens­wei­sen dis­ku­tiert, die genau diese Form vor­aus­setzen.« (Robert Kurz: Schwarz­buch Ka­pi­ta­lis­mus)







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